Ich sitze im bequemen klimatisierten Reisebus und fahre nach einer Woche wandern mit Eseln an der Westalgarve wieder nach Lissabon zurück.
Ich erinnere mich daran, wie ich vor einer Woche ebenso in diesem Bus saß in freudiger Erwartung, wie es wohl werden würde, so eine Wanderung mit Eseln? Wie die anderen aus der Gruppe wohl sind? Ob mein Knie hält bei fünf Tagen wandern mit Berg und Tal? Wie wohl vor allen Dingen die Esel so sind und Sofia, unsere Reiseleiterin? Ich war gespannt, aufgeregt und freudig…
Jetzt sitze ich wieder im Bus angefüllt mit so vielen wunderbaren Erlebnissen und Eindrücken und bin glücklich!
Kiko und Xiquito waren solch herzerwärmende Reisebegleiter – Xiquito der kleinere, liebe Esel, der aber auch die schönen Eseldamen nicht aus dem Kopf und der Nase bekam und kurzerhand nach einigen Kilometern freilaufend umdrehte und zur Weide mit den Damen zurückrannte…
Kiko der größere, frechere, der sich auch mal an der Straße erschreckte und losriss…oder war es nur der frisch duftende Hafer am Rand, der ihn so anzog? Es war eine wunderbare „Herde“, die wir waren und schon bald nach ein-zwei Tagen, fühlten wir uns alle wohler damit, die Esel frei laufen zu lassen. Selbst Sofia meinte, offenbar fühlen sie sich so wohl, dass sie das stehenbleiben und fressen vergessen…
Überhaupt Sofia! Sie empfing uns humpelnd, aber auf unsere besorgte Frage, ob sie denn laufen könne, lachte sie nur…das sei doch nur ein Spaziergang und die Esel würden sie schon tragen. Gut sah ihr Fuß nun wirklich nicht aus, auf dem Eselhof umgeknickt. Trotzdem begleitete sie uns zwei Wandertage auf dem Weg, führte uns ein in den Umgang mit den Eseln, so dass wir uns schnell vertraut machten mit Hufen auskratzen, packen, beladen und wiegen, antreiben und bremsen, mit mitgebrachten Leckerlis (Modell „Pony Speed“) belohnen und wandern!
Am Ruhetag dann der Schock: Sofia empfängt uns mit einem Gipsbein! „Es war dann doch gebrochen…“, sagt sie und lacht. Und hat uns netten Ersatz als Eselwanderleiterinnen mitgebracht, die uns die beiden letzten Tage begleiten. Sie selbst wurde nicht müde, im Hintergrund alles bestens zu organisieren und sich abends zu uns zum leckeren portugiesischen Abendessen mit gegrillten Sardinen und Vinho Verde zu gesellen.
Wir hatten Spaß – unsere ganze WomenFairTravel – Kleingruppe. Auch wenn wir „nur“ zu dritt waren, hatten wir uns wirklich gesucht und gefunden. Die gleiche Wellenlänge, was wandern, genießen, Landschaft schauen, sprechen und lachen angeht. Kein Wunder, dass wir immer wieder gefragt wurden, woher wir uns denn schon kennen und die Menschen überrascht reagierten, als wir sagten, wir haben uns erst hier getroffen, um gemeinsam mit Eseln zu wandern und kannten uns vorher nicht.
Ach, und dann diese Landschaft! Diese Farben, die Steilküste, die wilden Wellen, das kalte Meer, die weiten Strände, der strahlend blaue Himmel, die Hochebenen am Meer mit bunten Blumenmatten bewachsen, manchmal fiese Macchia mit pieksenden Büschen, aber immer bunt und wild. Sie wechselten sich ab mit kleinen natürlich auch bunten Dörfchen am Meer, in denen Surfer, Einheimische und Zugezogene ein ebenso buntes Bild der Bewohner abgaben, die dieses wunderschöne Fleckchen mal länger mal kürzer erleben und genießen.
Ich schwelge in Erinnerungen, wenn ich hier im Bus sitze und an die baldige Heimreise nach einer viel zu kurzen Zeit denke und hoffe einfach, mir möglichst viele dieser Erinnerungen an eine wunderbare Woche an der Westalgarve mit den Eseln möglichst lange bewahren zu können!
Silke Klaes