Sandra Lietze, die unsere Wanderreisen auf Sardinien führt und die ganz neue Seiten bei sich entdeckt, die Umwelt bewusster wahrnimmt und mit allen Sinnen durch die Umgebung schlendert auf der Suche nach Frische und einfacher Lebensqualität:
VOR Corona haben wir uns in der nächstgrößten Ortschaft (ca. 25 km von unserem Wohnort entfernt) mit allem Notwendigen versorgt. WÄHREND Corona ist Dorgali für uns nun aber plötzlich Sperrgebiet. Jeder darf sich nur im eigenen Gemeindegebiet bewegen und das auch nur mit einem triftigen Grund. Die Frischetheke ist also von heute auf morgen in unerreichbare Ferne gerückt.
Was also tun in diesem für uns verrückten Frühling, in dem in der Natur jedoch alles weiterläuft wie bisher? Vor vielen Jahren wollte ich mir ein Buch über die „Wald- und Wiesenküche“ kaufen, aber irgendwie ist daraus nie etwas geworden. Aber das fällt mir nun wieder ein und – so überlege ich – es wäre doch gelacht, wenn es hier rund um unser Haus mitten in der Natur und umgeben vom sprossenden und duftenden Frühling nicht irgendetwas Essbares gäbe: frisch, grün, saftig, vitaminreich, gesund sowie absolut Bio und zu hundert Prozent regional.
Nun werden alle Pflänzchen in der näheren Umgebung genau untersucht. Langsam und konzentriert, dabei den Blick starr zum Boden gerichtet schleichen wir ums Haus. Wie sich bald herausstellt, mangelt es wirklich nicht an Essbarem! Da ist zunächst der Rucola (pfeffrig scharf im Salat oder zu Pesto verarbeitet) oder die Pimpinelle (frisch und gurkenähnlich). Auch der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und das wilde Radieschen (Raphanus raphanistrum) machen im Salat eine gute Figur. Letzteres sorgte ein wenig für Verwirrung, da es keine verdickte Wurzel ausbildet.
Komplizierter wurde die Bestimmung zahlreicher kleiner Gewächse, die irgendwie alle gleich aussehen. Dazu gehört z. B. der Schweinssalat (Hyoseris radiata). Dieser findet erst nach mehreren Tagen und wiederholten Bestimmungsversuchen seinen Weg in die Salatschüssel.
Manche unscheinbaren Blümchen, die von mir bisher keines Blickes gewürdigt wurden (da „Unkraut“) entpuppen sich als Gewächse mit äußerst interessanter Geschichte. So wird der Gundermann (Glechoma hederacea) für eine in Italien „Tè svizzero“ genannte Kräutermischung verwendet und ist auf Sardinien mit einer endemischen Art (Glechoma sardoa) vertreten.
Unser Favorit ist jedoch der Zistrosentee mit Zitronenmelisse – erfrischend im Geschmack, in keinem Supermarkt erhältlich und hochgradig antiviral!