Wow – Women überall im Fokus? Und das in Tunesien …
Überraschend möglich bei einer Inforeise für TouristikerInnen (FAM TRIP), zu der das IPD (Import Promotion Desk) eingeladen hatte. Unter dem Motto: So much more than beaches – Sustainable Turisme in Tunisia konnten kleinere (Frauen-) Reiseunternehmen aus Europa, den Norden und das Hinterland zusammen mit nachhaltigen Reiseanbietern kennenlernen. Meer ist halt nicht alles, aber schön ist es auch.
Und wie des öfteren musste ich meine Meinung über ein mir unbekanntes Land revidieren: Tunesien ist nicht nur ein sehr schönes Land, es ist sogar unglaublich schön und reich an UNESCO-Kulturstätten und immateriellem Kulturerbe wie z. B. der traditionellen Charfia Fischfang-Technik, bei der einige von uns emsig mit halfen. Unterschiedliche Landschaften, teilweise sehr grün, vor allem im Norden säumten unseren Weg. Doch nicht nur dort, denn dank der vielfältigen Anbau- und Bewässerungsmethoden, die über Permakultur bis zu Salzwasserumwandlung reichen, blitzten immer wieder grüne Oase inmitten der Sanddünen auf.
Beim Thema Nachhaltigkeit sollte unser Blick vorrangig auf die traditionelle Handwerkskunst der Frauen und deren lokale Produkte gelenkt werden sowie auf das Engagement einiger starken Tunesierinnen, die in unser vielseitiges Programm eingebunden waren.
Wo Schönes entsteht, stecken Frauen dahinter
Frauen als Weberinnen, Köchinnen, Bäckerinnen, Korbflechterinnen, Hutmacherinnen, Kräuterkundige, Töpferinnen …, alle bestrebt mit ihrem Können den Lebensunterhalt zu verdienen, aber auch ihr kulturelles Handwerk weiterzugeben. Das köstlich duftende Rosenwasser, das speziell in der Ecolodge Dar Zaghouan hergestellt wird, um das süße Gebäck „Les Gouts des Delices“, das überraschenderweise gar nicht süß schmeckt, auf unverkennbare tunesische Art zu verfeinern oder die Teppichfrauen der Dahar Region, die ihre handgewebten Teppiche mit traditionellen Mustern und Farben in einer Kooperative verkaufen.
Wer kennt sie nicht, diese Frauenarbeit aus allen Herren Ländern, doch es war sichtlich, wie stolz die einzelnen Frauen auf ihre Produkte waren, da sie wahrgenommen und wertgeschätzt, vor allem fair bezahlt wurden.
Eigenständige Frauen im Auf- und Durchbruch
Wir trafen aber auch außergewöhnliche Unternehmerinnen, wie u. a. eine engagierte junge Frau, die in Eigenregie ein verlassenes Berberdorf der Amazigh wieder zum Leben erwecken will, um die Kultur und vor allem auch die Sprache der Amazigh zu bewahren. Ein Café und eine Bibliothek hat sie schon aufgebaut und mit dem ehrenamtlichen Sprachunterricht geht es nun so richtig los. Ihre sprühende Energie und ihr starker Wille lassen keine Zweifel daran, dass sie ihr Herzensprojekt nach und nach umsetzen wird.
Und kaum zu fassen die Berberin, bei deren kleiner Familie wir zum Lunch waren. Diese zierliche, fröhliche Person tischte nicht nur mal schnell 17 leckerste Gerichte aus der Berberküche auf, sondern zeigte uns auch, wie sie mit der Spitzhacke den Berg aushöhlt, um weitere Zimmer „anzubauen“ oder besser auszuhöhlen. Nach 5 Schlägen im harten Gestein lief ihr bei der Hitze von 35 Grad bereits der Schweiß von der Stirn und doch hackt sie täglich 3 Stunden am neuen Höhlenzimmer und lacht über unsere Fassungslosigkeit. Ist doch kein Kunststück, oder? Doch ist es!
Überhaupt schon 35 Grad und mehr auszuhalten war für uns ein Kunststück, das wir hierzulande gerade auch üben können. Umso mehr genossen wir die idealen Raumtemperaturen von ca. 20 Grad in den Troglodyten. Dass die Amazigh ihre klimatisierenden Wohnhöhlen verlassen mussten und in moderne Häuser umgesiedelt wurden, die nur mit teuren Klimaanlagen Abkühlung bieten können, ist gewiss kein großartiges Kunststück gewesen.
I do it my way
Einige der leerstehenden Troglodyten werden inzwischen als Unterkünfte angeboten und bieten nun eine schöne Art, Tunesien authentisch und raumklimatisch perfekt zu erfahren. Zumal alle mit den großen Tonkrügen, den bunten Teppichen und dem von Frauenhänden bemalten Geschirr ausgestattet sind.
Auch etliche neue Landhäuser im Stil der Wohnhöhlen sind entstanden und in eine davon habe ich mich derartig verliebt, dass ich mir überlege, ob ich nächstes Jahr nicht gegen Kost und Logis dort arbeiten sollte …, wenn sie mich denn wollten. Denn ich könnte ja niemals so gut kochen, so viele Pflanzen kennen, so schön malen, nähen, weben, so gekonnt die Spitzhacke setzen, so fließend tunesisch, französisch, arabisch und amazigh sprechen, so fröhlich sein und so gelassen.
Ich träume schon mal weiter, derweil ich meine mitgebrachten Schätze bewundere und genieße und mich jeden Tag aufs Neue an die starken Frauen von Tunisia erinnere.
By the way: GOBAL WOMEN!
Die Frauen in Tunisia haben uns Touristikfachfrauen beim FAM Trip inspiriert. Vier Reiseveranstalterinnen aus GB, NL, A und D, die ihre kleinen, nachhaltigen Unternehmen mit Herzblut führen, haben beschlossen, eine gemeinsame Frauenreise nach Tunesien ab 2023 zu organisieren unter dem Namen global women: sustainable, women only, english guided, very autentic and of course: travelling very „lecker“.
Die Idee Global Women macht uns glücklich und darf bald viele Frauen aus diversen Ländern beglücken.