Where you from?
Germany? Welcome Heidi Klum. Look at my shop. Gratis …
Germany? Buy a Galabeya for your carneval!
Germany? I love your money!!! Look at my shop.
Nerviges bis amüsantes Schlendern durch die Souks. Immer laut, immer bunt, immer etwas anhänglich, aber auch freundlich winkend und meist mit einem Zusatzgeschenk, wenn Du etwas kaufst …
Das sind Ägyptens Basare und die gibt es überall und wenn es keinen Souk gibt, dann wird einfach eine Decke ausgebreitet und die Schätze darauf verteilt und schon schallt der Ruf: Hello Heidi, look at my shop. Very cheap.
Auszeit und Erholung in Ägypten – das scheint irgendwie nicht zusammen zu passen. Und doch war es genau dieses. Auch wenn sich das keine von uns 14 Teilnehmerinnen der Reise „Klassisches Ägypten ganz unklassisch“ wirklich so vorgestellt hatte. Schließlich gilt das Land bei vielen seit dem arabischen Frühling als politisch unsicher und daher riskant zu bereisen.
Auch der schreckliche Terroranschlag von 1997 auf Touristen, die den Hatschepsut-Tempel in Luxor besuchten, ist noch in bleibender Erinnerung. Und dieser Anschlag hatte zur Folge, dass bis vor kurzem noch bei den meisten Sehenswürdigkeiten oder öffentlichen Plätzen Beamte der Tourismuspolizei mit automatischen Waffen die Ausflüge eskortierten. Entspannter Urlaub sieht anders aus. Doch diese Zeiten gehören glücklicherweise der Vergangenheit an, zumindest entlang der Route von Kairo bis Abu Simbel.
Dass unsere Ägyptenreise sehr besonders ist, wusste ich ja schon, denn sie wurde ja nicht zum ersten Mal durchgeführt, aber dass eine Tour entlang der bekanntesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten, so relaxed und verwöhnend und bizarr sein konnte, das hat mich und die anderen Teilnehmerinnen jeden Tag aufs Neue überrascht und beseelt. Es war eine Deluxe-Reise mit Entspannungsfaktor 100 plus. Innerhalb von nur 2 Tagen waren wir weit weg von unserem deutschen Alltag und das tat uns allen seelisch und körperlich gut.
Schon unser erstes Hotel in Luxor lag perfekt und ruhig am Nil. Jeden Morgen konnten wir die Heißluftballons von der anderen Nilseite aus bunt und malerisch aufsteigen sehen und einige aus der Gruppe ließen sich dieses Event auch nicht entgehen und flogen selbst mit.
Und welch ein Glück, dass wir zu den ersten TouristInnen gehörten, die nach der langjährigen und kostspieligen Restaurierung das Grab der Nefertari bewundern konnten, das komplett noch mit allen Originalfarben erhalten geblieben ist und uns wie keine andere Nekropole im Tal der Königinnen in seinen Bann zog. Ein Augenschmaus für kurze 10 Minuten, denn länger darf keine Gruppe drin „atmen“.
Und sicherlich wird keine von uns die ungewöhnliche Radtour durch Zuckerrohrfelder zu einer saidischen Bäuerin vergessen, deren ganzer Stolz es war, dass ihre Tochter zur Schule gehen konnte, um mal ein besseres Leben zu haben. Wir alle haben zum ersten Mal an einer frischen Zuckerrohrstange geknabbert. Nach dem ersten Befremden, dann doch ein überraschtes: Oh wie lecker.
Und dann folgten 4 unglaubliche Traumtage auf einem nostalgischen Segelschiff, einer Dahabeya, die liebevoll und vom feinsten restauriert wurde, mit einer harmonischen und achtsamen Crew, die auch mal mit einem Trommeltanz aufwartete und einem Gourmetkoch, der im grandiosen Winter-Palace-Hotel in Luxor ausgebildet wurde. Und es sich nicht nehmen ließ, jedes Menü höchst originell zu dekorieren. Selbst ein WomenFairTravel wurde in einen Kürbis geschnitzt, ganz zu schweigen von den Eiern mit Hasenohren oder dem Orangenelefanten …
Ansonsten süßes Nichtstun an Deck, die landschaftliche Vielfalt entlang des Nils auf sich wirken lassen, ab und an einen Landgang mit Pferdekutschen zu Tempelanlagen oder zu Bäuerinnen unternehmen, die sich wie eine Wohngemeinschaft organisiert haben, um sich die Hausarbeit zu teilen und auch sonst das Zepter in der Hand hielten. Stolz zeigten sie uns ihren modernen Herd und führten uns durch ihre Räume, in türkis und lila bemalt.
Von uns aus hätte es noch tagelang so weitergehen können mit der diskreten Vollverwöhnung auf dem Schiff, die keinen Wunsch offen ließ. Doch einmal in Assuan angekommen, hieß es wieder in Hotelbetten schlafen, natürlich in Bestlage am Nil.
In Assuan verwirrten uns zuerst die enormen Gegensätze von reichen Villen, armseligen Hochhäusern, einfachen nubischen Dörfern, enormer Lautstärke im Souk und auf der Corniche und gleich wieder absolute Stille, sobald wir mit einer Feluke oder einem Schiffchen auf die andere Seite des Nils schipperten. Immer in Erwartung eines Krokodils, das sich jedoch partout nicht zeigen wollte. Letztendlich sahen wir doch noch ein Exemplar, ganz unerwartet im Haus von Zahra, einem nubischen Gemeinschaftshaus. Da lag es dann, eingesperrt in einem kleinen Becken. Viele Nubier, die es sich leisten können, halten sich ein Krokodil als Haustier. Das war ein weher Moment. Viel lieber haben wir noch länger unbeschwert den nubischen Trommlerinnen gelauscht und mit ihnen weiter getanzt.
Die Kameltour durch den goldenen Wüstensand, die nächtlichen Schiffsfahrten unterm Sternenhimmel, das köstliche Light Lunch auf unseren Booten, Hennabemalungen und Sundowner am Pool … auch in Assuan fühlten wir uns wie die Queens of the Nil.
Unsere letzte Etappe galt den Tempelanlagen in Abu Simbel, die beim Bau des umstrittenen Nasser-Staudamms, zusammen mit 35 nubischen Dörfer überflutet werden sollten. Wer vor diesen kolossalen Monumenten steht, kann sich kaum vorstellen, wie es gelungen ist, die Anlage komplett auf eine höhere Lage umzusetzen und dadurch der Nachwelt zu erhalten. Leider wurde diese Anstrengung nicht für die NubierInnen, die vor dem Bau paradiesisch im fruchtbaren Niltal lebten, unternommen. Sie wurden buchstäblich in die Wüste geschickt.
Wäre nicht diese leidvolle Geschichte, würden wir nur am Rande des Nassersees stehen, der als größter künstlicher Süßwassersee der Welt gilt und über dessen Schönheit schwärmen. Wir taten es dennoch, lag unsere pittoreske Eco-Lodge mit der besten nubischen Küche doch genau am Ufer des Sees. Romantischen Dinner bei Kerzenschein und Wein stand da nichts im Wege.
Doch das Highlight in Abu Simbel war die Bootsfahrt über den See zum Beduinenstamm der Beshari, die bekannt sind für ihre besondere Röstung des Kaffees mit Ingwer. Die Kaffeezeremonie am idyllischen Ufer des Sees und der Genuss dieses köstlichen Kaffees waren nicht zu toppen. Luxus der Einfachheit deluxe eben. Und in der Tat eine klassische Nilfahrt ganz unklassisch.
Ohne unsere fantastische Reiseleiterin Juta Brasch, die das Programm mit allen unkonventionellen Begegnungen konzipiert und mit hessischer Mundart bravourös geleitet hat, wäre diese Reise natürlich nicht so traumhaft genial geworden. Und nur mit unserer heterogenen, stets empathischen Frauengruppe, die so liebevoll, heiter, gelassen, aufmerksam und miteinander verbunden war, wäre die Reise nicht das geworden, was sie letztendlich war: the best of the best!
Und da auch noch eine VIP unter uns verweilte – die Dokumentarfilmerin Michaela Scherenberg – wird es hoffentlich demnächst noch ein kleines Filmchen über die Route geben. Ich freu mich drauf.
Evelyn von WomenFairTravel